Der ehemalige Wirtschaftsleiter der Abtei St. Bonifaz und Andechs und heutigen Leiter des Zentrums für Unternehmenskultur. Bilgri sprach zum Thema „Ethik als Erfolgsfaktor“.
Anselm Bilgri Unternehmer & Autor
Kuratoriumsvorsitzender Ralf-Peter Kürble erinnerte daran, dass Sofie und Siegfried Seitz ihr Unternehmen aus kleinen Anfängen heraus sauber und kontinuierlich aufbauten und die Unternehmensethik ihnen stets wichtiger Faktor war. Das spiegelte sich deutlich in der Ausbildung und der Mitarbeiterführung wider. Heute ist die Seitz-Stiftung vielfältig im Bereich Aus- und Weiterbildung tätig. Vorstandsmitglied Kim Varnhorn stellte kurz das Seminarangebot vor.
Anselm Bilgri schickte seinem Vortrag voraus, dass Unternehmensethik gerade ganz besondere Aktualität gewonnen habe durch die laufenden Steuerermittlungsverfahren. Um wirtschaftlich erfolgreich sein zu können, bedürfe es einer langfristigen Unternehmenskultur mit einer ausgewogenen Zielorientierung. Bilgri zitierte als früherer Benediktinermönch aus den Grundsätzen des Benedikt, die auch heute - in abgewandelter Form - noch Gültigkeit hätten. Erste Tugend einer Führungskraft müsse es sein, erst den Rat der Mitarbeiter anzuhören und dann zu entscheiden. Es gebe eine Verpflichtung zum Hören von Menschen mit unverstelltem Blick. Nur so könne ein gigantisches Reservoir an Wissen ausgeschöpft werden.
Zweite Tugend sollte die Demut sein als dem Königsweg. Er meinte damit eine Bodenhaftung, Pflege der Basis-Orientierung, um eigene Wurzeln zu stärken und eine Linie erkennen zu lassen, auf die sich andere Menschen beziehen können. Heute bedeutet das, Mitarbeiter bei Problemlösungen zu unterstützen.
Dritte Säule sollte nach Ansicht Bilgris eine Diskretion sein, Fingerspitzengefühl, Mitarbeiter in ihrer Unterschiedlichkeit wahrzunehmen, Potenziale zu erkennen und auf sie einzugehen, um dem Einzelnen gerecht zu werden.
Für besonders wichtig hielt es Bilgri, unterschiedliche Charaktere zu einem Ganzen zu formen, denn nur das könne Unternehmenserfolg schaffen. Dabei müsse darauf geachtet werden, dass das Individuum Sinn in der Arbeit sieht. Die Unternehmenskultur, so Bilgir abschließend, sein ein entscheidender Wettbewerbsvorteil der Unternehmen von morgen. Mitte besserer Unternehmenskultur werde ein Unternehmen auch besser Mitarbeiter finden, denn Wertschätzung der Mitarbeiter sei ein gelebter Ausdruck der Unternehmenskultur.
Dirk Lütvogt führte die Gäste anschließend durch sein Unternehmen.
(Quelle: Diepholzer Kreisblatt vom 23. Februar 2008)
Zur Person Anselm Bilgri:
Geboren 1953 in Unterhaching bei München, trat er 1975 in die Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München und Andechs ein.
In München, Rom und Passau studierte er Philosophie und Theologie und wurde 1980 von Kardinal Joseph Ratzinger zum Priester geweiht.
Von 1986 bis 2004 war er Cellerar (Wirtschaftsleiter) der Abtei St. Bonifaz in München und Andechs.
1992 gründete er Verein und Festival "Orff in Andechs". Seit seinem Ausscheiden aus dem Kloster und dem Benediktinerorden im Juli 2004 ist er Gesellschafter des von ihm begründeten Unternehmens "Anselm Bilgri - Zentrum für Unternehmenskultur" (AZU) in München und dort als Vortragender, Autor und Ratgeber tätig.
Anselm Bilgri spricht und veröffentlicht zu Themen, die einen Bogen von Philosophie, Religion und Wirtschaft schlagen und sich mit Unternehmenskultur, Führungsethik und gesellschaftlichem Wandel auseinandersetzen.
Anselm Bilgri ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und Autor verschiedener Veröffentlichungen. Seine aktuellen Bücher "Finde das rechte Maß" (Mai 2004), das "Stundenbuch eines weltlichen Mönchs" (April 2006) erschienen im PIPER-Verlag und "Entrümpele deinen Geist" (Mai 2007) beim Dörner Verlag.